DIDO UND AENEAS

"Mut zur Ruhe und erhellenden Stille - Sibylle Eichhorn inszenierte Purcell-Oper."


"..vielleicht hat sich Sibylle Eichhorn mehr als nur einen Traum erfüllt, vielleicht hat sie den ersten Schritt getan auf einem Weg, der für sie berufliche Zukunft sein könnte. Bei der Vorbereitung bewies sie analytisches Geschick, plastische Phantasie...
...Die Auflockerung des Chores, der mit Bedacht aus der Rolle des antiken Beobachters herausgeführt und zum eigengewichtigen Partner entwickelt wurde... Aber das ist nicht alles; weit wichtiger erschien mir ihr Mut zur Ruhe, zur Konzentration..." (Thüringische Landeszeitung)

"Im Rahmen der kleinen Bühne bewegt sich ihr Talent ideenreich und geschickt." (Thüringer Allgemeine)


"Ein Blick in die konzeptionellen Notizen der jungen Regisseurin... überzeugen von der Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit diesem Stück. Das Erstaunlichste dabei ist das Einfühlungsvermögen in dieses antike Seelendrama zwischen der Gründerin Karthagos und dem an ihre Küste verschlagenen Fremdling...
Überlegungen wie diese, den Fremdling englisch singen zu lassen, um seine "fremde Seite" zu verdeutlichen, die völlig eigene Idee, mit eingeschobenen modernen "Aeneas-Gesängen" nach Texten von Ingeborg Bachmann, Vergil, Aischylos und Erich Fried den Konflikt des Aeneas aufzuwerten, sprechen dabei von der Intensität der Beschäftigung wie von echtem Ideenreichtum...
Wie sich dies mit einem instinktiven Gespür für das Szenische, einem Sinn für Bildwirkungen verbindet, diese Überraschung beschert die fertige Aufführung: in der Sparsamkeit der Bühne... wie der Inszenierung fast antikes Theater beschwörend. Voller Kraft und Bildhaftigkeit die bald kommentierenden, bald bewusst eingreifenden... Chöre.
Und die unerhört emotionalen Aeneas-Gesänge des Weimarer Komponisten Reinhard Wolschina... vertieften nicht nur die seelischen Kämpfe dieser Figur, sie schienen auch durch das harte Aufeinanderstoßen der alten und der neuen Musik die Überzeitlichkeit des Konflikts zu betonen, eine Brücke zum Heute zu schlagen..." (Kulturjournal Weimar)



 Aeneas-Gesänge 

(Uraufführung) für Bariton und Streichorchester
von Reinhard Wolschina
Idee und Textzusammenstellung: Sibylle Eichhorn
Bariton: Markus Köhler
Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen,
ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner
des Laubs, das so leise war in den Büschen,
folgt uns jetzt auf dem Fuß.
(Ingeborg Bachmann)

Ich bin Aeneas der fromme,
dem Feind entriss'ne Penaten führ ich in Schiffen daher,
mein Ruhm drang hoch bis zum Äther.
Heim
nach Italien streb' ich
zum Stamm, der von Jupiter ausging.
Zwanzig Schiffe betrat ich und fuhr durch phrygische Woge,
folgend dem Weg des Geschicks,
den die göttliche Mutter mich führte;
kaum sind sieben zerschlagne von Sturm und Brandungen übrig.
Selbst hier darbend
und fremd,
durchwander ich Libyens Wildnis,
ich, den Europa verstieß und Asien.
(Vergil)

Schnell! Hört mich an! Ein letztes Mal!
Es reißt mich fort!
Auf einem Wagen sitz ich,
doch ich lenke nicht.
Die Pferde sind es, die den Zügel halten.
Ich habe keine Macht mehr über sie.
Ich ... kann ... nicht ... denken.
Denken? Nein! Da ist ein anderer,
Der für mich denkt!
Und tief im Herzen sitzt die Angst
Und singt und fängt zu tanzen an.
(Aischylos)

Nun wirst du wieder zu Stein
und im Schlaf
kommt das Moos
und will wohnen
unter deinen Augen
bei Spuren
von Wasser
und Salz
(Erich Fried)


Premiere am 14. und 17. März 1992 im Studiotheater Belvedere Weimar
Regie, Bühne und deutsche Textfassung: Sibylle Eichhorn
Musikalische Leitung: Christian Frank
Kostüme: Christel Schöne

Dido: Karen Schubert
Belinda: Sybille Tancke / Anja Kamischke
Aeneas: Martin Seyfarth
Zweite Frau: Lydia Bicks / Juliane Jachmann
Zauberin: Alena-Maria Stolle / Astrid Thelemann
Erste Hexe: Karin Lasa / Sabine Müller
Zweite Hexe: Birgit Quellmelz / Annegret Seiler
Der Chor: Dorothea Bleck • Carmen Dahlke • Christine Gogolin • Dörte Grenzinger • Mirko Heimerl • Romy Hildebrandt • Andreas Kindschuh • Anne-Marie Lehmann • Heiko Mauchel • Carola Meinecke • Annette Müller • Tatjana-Catherine Reiche • Axel Scheidig • Volker Tancke • Nikola Theuer • Ann Tröger • Mario Wagner • Jörg Zocher